Hafentag mit Safrannudeln

…  mit Hühnchen.

Die Leinen am Boot sind so gespannt, dass man Bass darauf spielen könnte. Wir messen in der Spitze 35 Knoten Wind und wir liegen quer als Erste in der Reihe.

Als wir ankamen haben wir uns natürlich nicht in die Poolposition gedrängt, aber unser beiden Nachbarn sind noch vor dem Starkwind aufgebrochen. So bekommen wir jetzt die volle Breitseite und benötigen sicher demnächst neue Festmacherleinen.

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Zur Krönung des Tages gibt es dänische Safrannudeln mit dänischem Pesto und dänischem Hühnchen.

Mit Windstärke 6 über Bornholm

Wenn es auf See heftig weht, dann kommt man durchaus auf den Gedanken, eine Insel auch wenn sie nur ein Zwischenstopp ist, mit dem Rad zu erkunden. Eine super Idee im Prinzip, auch logisch irgendwie, nur mit 6 Beaufort auf der Landstraße gegenan kann auch bei schönstem Sonnenschein zur völligen Erschöpfung führen. Körperliche Belastung ist aber ein guter Ausgleich für den modernen und technikverwöhnten Skipper von heute.

Oh wie schön ist Bornholm. An den entlegensten Stellen findet sich immer noch ein kleiner Hofladen, ein Bauer der Kartoffeln verkauft oder einfach nur ein Eisstand.

Landfall auf Bornholm 

Nach 12 Stunden ist es vollbracht. Wir haben das wohl schmalste Wetterfenster des Sommers erwischt, als wir in Rønne einlaufen. Unsere Nachbar wissen zu berichten, dass sie bereits seit einer Woche hier fest sind, weil das Wetter einfach Mist ist. Ich frage mich noch kurze Zeit später, weshalb sie dann nicht den heutigen Tag für einen Ausbruch genutzt haben. Das wird mir aber klar als ich unsere Liegegebühr bezahle. Sicher hatten sie gleich das Rabattangebot gebucht und wollten keinen der wertvollen Tage verschenken. 25€ für ein Boot bis 10m ist schon eine Ansage. Soviel verlangt man nicht einmal im Welthafen Senftenberg.

Wir sind jedenfalls angekommen und suchen uns ein Lokal in dem wir mit unserem schwachen Euro unsere erste große Etappe in diesem Jahr  feiern können.

Schrauben bis zur letzten Minute

Aber es hat sich gelohnt. Nachdem uns der Hafenmeister in Thiessow ermutigt hat das winzige Wetterfenster zu nutzen um nach Bornholm durch zu fahren lassen wir Hugo unseren neuen Autopiloten richtige Seeluft schnuppern und auch mal ganz allein das Boot steuern.

Ich hatte ja mit vielen Fachleuten zum Thema Autopilot gesprochen und alle haben mir erklärt, wie umfangreich eine Autopilot ist. Die notwendigen Investitionssummen überschlugen sich gleichsam, so dass dieses Projekt zwar 2016 schon ganz oben auf der Liste stand aber dann jäh auf die hinteren Plätze noch hinter die Warmluftheizung zurück fiel.

Vor einigen Wochen entdeckte ich dann den Radpiloten, nachdem ich schon etwas neidisch auf die Skipper mit Pinnenpilot geschaut hatte. „Weshalb haben die einen so einfachen Pinnenpiloten und weshalb ist es mit einem Steuerrad so unendlich komplexer?“ Die Lösung war am Ende so einfach, dass man sich nur vor die eigene Stirn schlagen kann. Na klar, wenn es einen Pinnenpiloten gibt, weshalb soll es dann keinen Radpiloten geben?

Und es gibt ihn tatsächlich und jetzt auch bei uns an Bord. Nach gefühlten 10 Stunden suchen nach passenden Einbauoptionen war es geschafft. Der erste Test war jedoch fatal. Als hätte er einen zu viel getrunken, steuerte Hugo das Boot exponentiell aus dem zu haltenden Kurs. Will sagen, je weiter er vom Kurs abkam, um so stärker steuerte vom Kurs ab.

10 Minuten Grübeln, Überlegen wie alles als großer Mist wieder an den Händler zurück geht, Zweifeln an sich selbst, Verwegenen Optionen durchdenkend und letztendlich eine Lösungsoption vermutend, habe ich nochmal die Einbauanleitung gelesen. Entgegen vielen Gerüchten sind Männer dazu in der Lage, wenn Dinge nicht funktionieren.

Meine Gedanken kreisen um die Ansteuerung des Schrittmotors, den im Grund so der Gedanke dreht er ja einfach nur in die falsche Richtung. Entgegen der Anleitung entschloss ich mich also die Polung der beiden Motorkabel zu vertauschen.

Jetzt steuert Hugo unseren Stern zu neuen Horizonten und das sogar besser als ich, dass muss ich neidlos anerkennen. Seine Ausdauer bei der Arbeit ist einfach beneidenswert. Nach 10 Stunden in Richtung Rønne auf Bornholm ist er immer noch top fit.

Hugo wird hiermit offiziell zum Steuermann der Stern III befördert.

Aufbruch nach Stockholm

Wir haben diesem Tag lange entgegengefiebert und in diesem Jahr viel an unserem Boot verbessert, was bei den Fahrten im letzten Jahr aufgefallen ist. Einiges werden wir auf der Fahrt noch nachrüsten und oder ausprobieren, aber dazu später mehr. Jetzt geht es erstmal los.

‚Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich‘ – Diese Erkenntnis ist eine Wesentliche! Das man nicht jünger wird ist eine Andere. Also wollen wir nicht lange philosophieren und brechen am 26.06.2017 auf, um die 14:00 Brücke in Wiek zu erreichen.

Der Wind ist noch etwas ungestüm und wild in diesem Jahr. Unser Ziel Sassnitz zu erreichen, werfen wir an der Ausfahrt des Greifswalder Boddens über Bord. Wir haben noch 6 Wochen vor uns und wollen nicht gleich auf dem ersten Schlag unsere Material an seine physikalischen Grenzen treiben. Auf das Geräsuch eines gerissenen Segels können wir verzichten und auf Kanal 16 hören wir auch schon erste Akttionen von Bremen Rescue. Also korrigieren wir unseren Kurs und steuern Thiessow an.

An der Anlegestelle erkennen wir noch deutlich die Abriebspuren unserer Fender aus dem letzten Jahr. Neue Horizonte und Abenteuer sehen sicher anders aus, aber Kolumbus musste auch erst den Atlantik überqueren.

Unser Ziel lautet: „Auf nach Schweden!“

Bye Bye – in jedem Abschied liegt eine Neuanfang

„Ach verweile doch du Augenblick, du bist so schön!“ geht mir durch den Kopf, aber die Zeit bleibt einfach nicht stehen. Es waren schöne 10 Jahe mit unsere, Wohnmobil, aber jetzt erschließen wir neue Horizonte und da hatte unser Wohnmobil ein entscheidendes Problem: „Es kann nicht schwimmen!“

In der Folge stand es seit dem letzten Herbst nahezu ungenutzt auf der Stelle. Dafür sind Autos aber nicht gebaut. Jetzt hat es eine neue Familie gefunden, die sicher viel Spaß damit haben werden.

So fuhr es dann am 19.06.2017 letztmalig aus unserer Straße und wir winken mit einer kleinen Träne im Knopfloch hinterher.

„Machs gut!“ Vielleicht trifft man sich mal wieder in einer Marina.