Hafenidylle in Seedorf

Für unseren kleinen Wochenendausflug haben wir uns Seedorf ausgesucht. „Da waren wir noch nie, da sind wir immer nur vorbei gefahren.“ na wenn das keine Begründung ist.

Unser Liegeplatznachbar Jens fährt öfter mal nach Seedorf, man könnte fast denken, es gäbe nur diesen Hafen am Bodden, also ist ist es jetzt bundespolitisch gesehen praktisch alternativlos.

Schon beim Einfahren in das schmale Fahrwasser ist mir klar, dass wir hier nicht alleine sind. Rechts und links des schmalen Kanals liegt ein Boot neben dem Anderen. Wobei die rechte Seite eindeutig die bessere Wahl scheint. Während mir die Optionen zum Anlegen auf der linken Seite abwechselnd zu schmal, zu verkrautet sind oder schlicht meine inner Stimme nein sagt, stellt sich auf der rechten Seite die Frage nicht. Es ist voll!

Wenn ich frühzeitig aufgeben würde, wäre ich wohl der falsche Mann am Steuer. Aber jede Box die zunächst vielversprechend scheint, ist spätestens in dem Moment, in dem ich sie ansteuern möchte von einem einem Joghurtbecher belegt. „Also früher haben wir unsere Boote immer auf die Wiese gezogen, aber heutzutage…“ brubbel ich in meinen schlecht rasierten 4-Tagebart.

Erst ganz am Ende, als uns die Brücke das Ende andeutet öffnete sich eine Lücke an einem Vereinssteg auf der linken Seite. Nach zwei Keisen habe ich mit einem Sportsfreund auf dem Steg ausgehandelt, dass wir uns dort hinlegen können. Für 10€ können wir dort festmachen und auch das Vereins-Dixi nutzen.

Der Ort ist dann aber ein touristisches Kleinod Rügens. Es gibt hier nichts wirklich sehenswertes, aber alles ist schön anzusehen und am Sonntagmorgen kommt der Treppenbäcker mit seinem Verkausfbus und bringt frische Brötchen. Jetzt verstehe ich auch, weshalb Jens immer hierher fährt und nicht nach Baabe.

Doppeltes Ende

Es kommt, wie es kommen musste, dass war uns vorher klar. Wenn man etwas anfängt, dann muss man es auch zu Ende bringen. Wir haben den Fall auch schon durchgespielt, aber es war diese eigenartige normative Kraft, die zum Ende hin die Kurse diktierte und uns heute wieder zum Ausgangspunkt geführt hat.

Wir haben uns seit Wochen in mental darauf eingestellt und dieser eigenartigen Kraft viel Zeit in Diskussionen gewidmet. Es gibt sogar einen Buchtitel, für den Fall, dass wir uns erfolgreich widersetzt hätten. Aber am Ende muss man den Tatsachen ins Auge schauen. Ich kann nicht Angeln und Luise ist keinen Fisch, also sind wir auf den Supermarkt angewiesen. Den Rest der kausalen Kette spare ich mir mal und genieße die letzten wenigen Meilen bis zum Festmachen am Steg.

Es geht ja nicht nur unsere wunderschöne Reise zu Ende, auch die Sommerferien neigen sich ihrem Ende entgegen. Am Montag beginnt die Schule und der Alltag wird uns wieder verschlucken. Aber der Winter kommt und damit die Zeit der großen Pläne.

Wir sind gespannt, was uns alles einfallen wird.

Sturmwarnung bis 11 Beaufort

Wir fahren gerade mit einer sehr seichten Breeze und schwülwarmen Wetter in Richtung des Greifswalder Boddens, da unsere Reise ja doch irgendwie zu Ende gehen muss.

Völlig unerwartet gibt der deutsche Seefunk eine Sturmwarnung für die Boddengewässer Ost aus. Kaum vorstellbar beim dem seichten Wind der uns fast zum Stehen bringt. Sicher ist sichter, so entschließen wir uns für die sichere Variante und wollen nach Thiessow ablaufen und starten den Motor.

Um ganz sicher zu gehen rufe ich auch noch den Hafenmeister an. Der winkt zum zu Sturmwarnung sofort ab, „Da wird immer viel ausgegeben!“. Platz hätte er keinen mehr. Da Hafenmeister in diesem Teil der Ostseeküste immer eine Lösung finden, weist er uns einen Platz an einem riesigen Katamaran zu.

Am nächsten Morgen sehen wir die Dimensionen des Kats und unseres Bootes erst richtig.

Capri des Nordens

… nennt der Reiseführer die Altstadt von Sassnitz. Für mich war es bisher immer nur Durchgangshafen von und nach Schweden oder Bornholm (ist dänisch) ohne jeden touristischen oder anderen Beiwert abgesehen davon, das Strom in der Liegegebühr inklusive ist.

Aber ich muss mich korrigieren. Wenn man den empfohlenen Routen folgt sieht man statt des morbiden Charmes sozialistischen Städtebaus tatsächlich einen netten kleinen Ort, den ich eher mit Sylt vergleichen würde, nicht zuletzt weil ich noch nie in Capri war.

Capri liegt ja am Wasser, also schließe ich einen späteren Vergleich nicht aus. Auf der Liste noch offener Vergleiche steht schon Venedig, welches weniger Brücken als Berlin hat. Somit rückt Italien als Ziel einige Felder nach vorn.