Kopenhagen die Zweite

Von Helsingborg kommend gibt es nach der halben Strecke wieder das übliche Problem dieses Sommers, keinen Wind!

Aber dafür gibt es Sonne satt und das ist ja genau richtig für einen Sommer, also nicht meckern sondern genießen und vom Motor schieben lassen.

Als wir im Nyhavn einlaufen muss uns kurz vor dem Ziel noch ein anderes Boot überholen um den vermeintlich letzten freien Platz zu ergattern. Aber es gibt eben immer Moment im Leben,  das ist bei der Länge weniger einfach mehr. Mit einer Drehung im Kanal manövrieren wir uns in die perfekte Lücke, in die nur unser Boot hineinpasst. Tja, manchmal ist es einfach auch ein schönes Gefühl, wenn alles passt.

Kopenhagen ist nicht Amsterdam, aber es gibt dennoch einige schöne Grachten, die hier zwar nicht so heißen, aber mindestens genauso lauschig sind.

Gleich neben dem idyllischen Restaurant auf dem Wasser kommt man in die Freistadt Christiania, einem politischen Sonderfall in der EU. Laut Internet handelt es sich dabei um eine autonome Gemeinde auf dänischem Boden. Es gibt dort keine Polizei und irgendwie auch eigene Regeln. Strom- und Wasser müssen die Bewohner der ehemaligen Hausbesetzerszene aber an die Versorgungsunternehmen in Kopenhagen zahlen.

Das Interessanteste an Christiania ist aber die Pusher-Street, hier wird alles verkauft, was man aus Hanf herstellen kann. Ja, dass schließt auch alle Drogen ein, die man hier offen an Ständen kaufen kann. Leider ist hier das Fotografieren mit großen Schildern explizit als unerwünscht angegeben.

Der geneigte Leser muss sich also selbst vor Ort ein Bild davon machen.

Ankern auf dem Mond

Nach Göteborg suchen wir uns wieder einen lauschigen Ankerplatz um Abschied von den Westschären zu feiern. Am südlichen Ende der Westschären wird die Natur etwas karger und die Felsen stehen oft völlig entblößt im Wasser. Das ganze mutet wie eine unwirtlichen Mondoberfläche an, nur eben mit Wasser.

Passend dazu gibt einen schönen Sonnenuntergang…

… und einen wunderschönen Mond.

Da will man garnicht Schlafen gehen.

In der Nacht durchs Kattegat

Laut Wikipedia ist das Kattegat ein schwierig zu befahrendes Seegebiet. Was genau das Schwierige daran ist, sagt der Autor des Wikipedia-Artikels leider nicht. Vermutlich handelt es sich um einen Lehrer, der davon lebt, dass er Hörensagen als Tatsachen verkauft ohne jede eigene Erfahrung.

So bleibt nichts anders übrig als selbst zu erkunden, wo genau die Schwierigkeit liegt. Da der Wind günstig ist und die Orte zwischen den Westschären und dem Öresund nicht sonderlich spannend klingen, beschließen wir die Nacht zu nutzen, um bis zum Öresund zu gelangen. Es steht schließlich ein Geburtstag ins Haus und der soll in Kopenhagen gefeiert werden.

Der Wind läßt nach einem guten Start leider schnell wieder nach. Aber gegen Einbruch der Dunkelheit besinnt er sich eines Besseren und beschleunigt unser segelndes Wohnzimmer auf Reisegeschwindigkeit unter Segeln. Da abzusehen ist, dass der Wind am Morgen noch einen drauf legen wird, halten wir uns unter Land und nehmen lieber einen etwas längeren Weg in Kauf.

Es geht alles gut, bis wir bei Kullen um das Kapp in den Öresund einfahren. Zunächst schöpfe ich noch keinen Verdacht. Die Geschwindigkeit scheint normal und der Wind ist gerade noch geeignet, um auf Helsingborg zuzufahren.

Nach einer Stunde werde ich stutzig, dass wir laut Routenplanung immer noch fast zwei Stunden bis zum Hafen benötigen sollen. Was ist hier los?

Ein Vergleich zwischen der Geschwindigkeit über Grund und Fahrt durchs Wasser rufen Erinnerungen an die Prüfung zum Bootsführerschein wach. Da war doch was, aber was nur? „Strömung“ ist das Stichwort, dass dem gewohnten Ostseeskipper so fern liegt wie die Berechnung der selbigen in den norddeutschen Gezeitengewässern. „Mit welcher Strömung ist zu rechnen, wenn ein Schiff am 28.03.2018 an der Position 54.03608317715451 N, 8.318156470235408 E um 6:30 von Hamburg nach Helgoland fährt?“ – Ja, da war noch was!

Genau das war auch hier das Problem. Der Öresund hat gerade jetzt eine Gegenströmung von 2 Knoten. Das ist die Hälfte unserer Fahrt durchs Wasser!

Da helfen nur massive Gegenmaßnahmen um heute noch anzukommen. Die Eiserne Fock gleicht die fehlenden 2 Knoten aus und nach einer reichlichen Stunde stehen wir in der Marine Helsingborg und haben sofort einen Schweißausbruch. 32 Grad im Schatten sind bei Windstille im Hafen einfach unerträglich.

Dem geneigten Wikipedia-Autor sei gesagt, dass die Schwierigkeit des Kattegat wohl darin liegen mag, dass es das Bindeglied zwischen der Nordsee (Skagerrak) und der Ostsee bildet und somit den Übergangen von den Gezeiten der Nordsee zur gezeitenfreien Ostsee schafft, alle unberechenbaren Strömungen inklusive.

Welcome to Fantasy-Island

Auf dem Weg nach Göteborg finden wir einen idyllischen Ankerplatz an einem einsamen Felsen, so meinen wir zumindest. Natürlich muss der Felsen umgehend erkundet werden. Auf dem Gipfel fühlen wir uns wie auf einem anderen Planeten in Starwars. Da liegen zwar andere Boote, aber an so ungewöhnlichen Stellen, dass surreal anmutet. Im Foto ist es leider nur zweidimensional. In 3D Panorama Full-HD-HDR-Resolution wirkt es einfach umwerfend.

Wir geniessen den Sonnenuntergang auf der Schäre.

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Hamburgsund und Sotekanalen

Von Strömstad aus führt uns der Weg durch zwei Kanäle, den Hamburgsund und den Sotenkanal.

Der Hamburgsund beeindruckt durch die kahlen Felsen und großen Wassertiefen. Hier stehen schnell mal 80 Meter und mehr auf dem Tiefenmesser.

Der Sotenkanal ist eine Reise in eine andere Welt hatten wir eben noch die kahlen Felsen der Schären auf beiden Seiten, fahren wir jetzt durch ein Binnenrevier, das so auch in Brandenburg liegen könnte. Nachdem wir bei der letzten Durchfahrt sehr spät dran waren, erwischen wir jetzt die Rushhour. Es kommt sogar zum Stau und beinahe wären wir in einen Auffahrunfall verwickelt worden.

Rushhour Sotenkanal
Sotenkanal

Für uns ist es die zweite Fahrt durch diesen Kanal. Wir sind auf dem Weg nach Göteborg und planen wieder eine Nach zu ankern.

Strømstad Anfahrt bei Nacht

Aus dem Oslofjord kreuzen wir was die Segel hergeben, dabei rutscht unsere geplante Ankunft in Strömstad immer weiter nach hinten. Gegen 22:00 gebe ich auf und starte die Maschine. Da liegt unsere Ankunftszeit schon bei 2:30.

Es wird unsere dritte Nachtfahrt auf dieser Reise. Am Ende nehme ich noch etwas Geschwindigkeit raus, damit wir erst gegen 3:30 in Strömstad einlaufen, um einfach die Stege im Hafen besser sehen zu können. Wir legen uns in den recht verzweigten Hafen einfach erstmal auf eine freie private Box und fallen sofort ins Bett.

Gegen 7:00 gehen meine Lichter wieder an. kurzerhand erkunde ich die Marina von Land aus.

Es gibt ja zwei Gruppen von Seglern: die Frühstarter und die Spätloskommer. Wir gehören in aller Regel zur letzten Gruppe. Da die erste Gruppe meist zwischen 6:00 und 7:00 die Marina verlässt finde ich einige freie Plätze in bester Lage. Wir legen um und bleiben 2 Tage in Strömstad um unsere Crew zu verstärken.

Oslofjord ist heute eine Badewanne

Es gibt sicher irgendwo Wind, nur gerade hier nicht. Gestern habe ich mich entschieden, in eine kleinen Buch auf besseren Wind aus einer anderen Richtung zu warten, als wir hätten in einen Abschnitt des Oslofjord einfahren müssten, in dem er direkt von vorn gekommen wäre.

Der erwartete Winddreher kam auch nur leider so schwach, dass man es nicht mehr Wind nennen kann. Nennen wir es besser Hauch.

Jetzt liegt der Fjord nahezu Spiegelglatt vor uns und ist mit seinen 22,6 Grad Wassertemperatur eher eine riesige Badewanne als ein schiffbares Gewässer.

Wir haben den Primärenergieträger gewechselt und schieben mit 4,5 Knoten zum Ausgang des Fjords, dort soll es heute Nachmittag Wind geben.

Na schauen wir mal, dann sehen wir schon.

Eine Nacht im Olsofjord

Wir verlassen Oslo am späten Nachmittag um schweren Herzens den Rückweg anzutreten, aber aber den größeren Teil unserer Reise umfassen wird.

Als es dunkel wird, finde ich in der Karte eine lauschige Bucht, in der es eine Anlegeboje geben wird. Solche Bojen haben nur zwei Zustände. Entweder die Boje ist belegt oder nicht vorhanden. Letzteres trifft auf die von mir ausgesuchte zu.

Wir legen uns also direkt an die von der Sonne aufgewärmte Felswand und genießen die sanfte Wärme und die Farben des Sonnenuntergangs. Zur Krönung beschließen wir draußen zu schlafen um den Moment in seinen ganzen Größe aufnehmen zu können. Die Farben der nordischen Nacht geben ihr Bestes dazu.

Bye Bye Oslo

Die Liegegebühr in Oslo kostet etwas Überwindung und ich überwinde mich. Allerdings optimieren wir unseren Aufenthalt so um die Zeiten des Liegegelds so, dass wir von 09:00 am Dienstag bis Mittwoch 16:00 alles optimal ausnutzen einmal Wäsche waschen inklusive.

Mittwoch 16:00 werfen wir unsere Leinen los, als gerade zwei deutsche Boote festgemacht haben. Naja, man kann eben nicht mit jedem Segler quatschen, aber im letzten Jahr haben wir auch zwei Boote zweimal getroffen.

Wir gleiten in den Abend und halten Ausschau nach einem geeigneten Ankerplatz für die Nacht.

Wir finden eine lauschige kleine Bucht und entschließen uns die Natur aufzunehmen und den warmen Abend zu genießen, indem wir im draußen im Cockpit schlafen.

Scheitelpunkt Oslo

Wir haben es geschafft und Oslo in den Morgenstunden erreicht.

Irgendwie haben wir etwa die gleiche Zeit gebraucht wie im letzten Jahr nach Stockholm, jedoch haben wir es deutlich entspannter empfunden. Wir haben einen Abend darüber sinniert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es wohl deshalb entspannter scheint, weil wir mehr Routine als im letzten Jahr haben, und irgendwie dem Wind mehr abgewinnen konnten. Wir mussten bisher noch keine Zwangspause machen, weil der Wind nicht passend war. Eher war kein Wind, als dass er zu stark war oder gänzlich aus der falschen Richtung kam.

Hinzu kommt, dass es einfach ein Traumsommer ist. Wir haben bisher konstant um die 24 Grad tagsüber und fast jeden Tag Sonne satt. Da haben wir aus Erfahrung des letzten Jahres jede Menge Pullover eingepackt und brauchen jetzt nur T-Shirts. Wir wollen uns nicht beschweren, dass Wetter könnte besser kaum sein. Mittelmeer im Hohen Norden, man muss eben auch mal Glück haben. Möge es noch lange so stabil bleiben.

Ein paar Impressionen aus Oslo bei 30 Grad im Schatten.

Panorama von der alten Burg über den Hafen

Die Oper in Oslo möchte offensichtlich der Oper in Sydney Konkurrenz machen.

Oslo ist eine einzige Baustelle und es werden auch die letzten Lücken noch bebaut. Man könnte den Eindruck haben, dass sich Norwegen auf Flucht der Leistungsträger aus der EU einrichten. Wenn es keine Apartmenthäuser sind, dann sind es Bürotürme, die gebaut werden. Die großen Namen der Wirtschaftsberatung und Wirtschaftsprüfer sind auf jeden Fall schon vor Ort.

In diesen kleinen Häuschen kann man seine Geschäfte abwickeln. Zielgruppe sind dabei ganz offensichtlich Franzosen.

Oslo um Mitternacht. Mittsommer ist zwar schon etwas her, aber man spürt den Norden schon noch.

Der Wachaufzug fällt etwas lässig aus, aber er ist schön anzusehen und darauf kommt es ja wohl an.

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Witzig

Der König scheint im Haus zu sein.