Kaffeefahrt in den Herbst

Wir sind nicht die Einzigen, die das schöne Spätsommerwetter nutzen wollen. Bereits an der Ausfahrt durch die Bücke in Wiek bildet sich ein Stau auf der Wasserstraße.

Es ist wohl das letzte schöne Wochenende des Jahres und alle, die ihr Boot noch im Wasser haben spüren es.

Endlich Wind

Es gibt eine amtliche Starkwindwarnung für die Ostsee und wir wollen zurück nach Greifswald. Es soll in Böen 8 Beaufort geben.

Wir wollen um 7:00 starten und stehen kurz nach 6 auf. Als wir mit dem Fürhstück fertig sind ist es 7:30 und der Wind ist schon auf den Instrumenten zu sehen, allerdings nur mit knappen 5 Beaufort. Wir starten und müssen ordentlich kreuzen, da der Wind gegen uns ist, aber wir schaffen es unter Segeln bis direkt vor die Einfahrt in die Ryck.


Der Wind entschädigt für die schwache Leistung der letzten Tage. Man kann Seegang ja nicht fotografieren und auf Video kommt es leider auch nicht richtig zur Geltung. Ich habe dennoch mal ein Video gemacht. Leider habe ich keine Moment einfangen können, in dem eine Welle über den Bug schlägt. Ich arbeite weiter daran.

Sag mir wo der Wind ist

Nach der gestrigen Erfahrungsaufnahme, starten wir heute endlich auf unseren Törn. Der Wetterbericht verspricht Wind von 5 bis Beaufort. In Böen könnten es auch 7 werden. Aber mit dem Wetter ist es ja immer so eine Sache. Wir suchen schon beim Ablegen nach Erklärungen, weshalb man hier im Ort und auf dem Kanal noch nichts vom angesagten Wind spürt.

Als wir auf dem Bodden sind ist eines klar Wind findet hier nicht statt. Es ist eben wie die Metheorologen sagen: „Das Wetter kommt schon wie wir es vorhersagen. Die Frage lautet nur: Wann und Wo?“

Wir schaffen es bis in den Port Puddemin und konzentrieren uns auf das Abendessen: Rindergeschnetzeltes in Rotwein-Sahne-Soße.

Am Sonntag schaltet auch das Wetter komplett Wochenende um. Statt Regen gibt es jetzt Sonnenschein. Am Morgen hatte sich der Seewetterbericht noch um reichlich Wind bemüht, aber bei der Bemühung blieb es leider auch, obwohl wenigstens für die NORDSEE noch eine Starkwindwarnung herausgegeben wurde.

„Hattet Ihr dollen Sturm?“ ist eine der beliebtesten Fragen, wenn ich nach den Erlebnissen auf See gefragt werde. Irgendwie ist es so als würde man bei Urlaubserlebnissen immer als erstes gefragt werden „Hattet ihr viel Regen?“. Weshalb nur verbinden alle Leute Segeln gleich mit schwerem Wetter? Ja das gibt es auch, dann bleibt man aber besser gleich im Hafen. Die alten Hasen reden dann von „Eingeweht“, dass hatten wir ja auch schon.

Wir nutzen das bisschen Wind und gleiten durch die Bucht der Insel Vilm nach nach Baabe zu Otto, dem wohl bekanntesten Hafenmeister am Bodden.

Es gibt Tage, die man besser besser auslassen möchte

Lange hätten wir den Törn mit Hendrik geplant. Wir fahren am Freitagmorgen langsam den Ryck hinunter auf die 11-Uhr-Brücke zu. Wir sind schon in erste Gespräche über Ziele und Kurse vertieft, als wir einen Piepton aus dem Inneren wahrnehmen. Ich Stürme unter Deck und stehe in einer Wolke aus Rauch und Dampf, gemischt mit dem markdurchdringenden Piepton. Ich brauche ca. 20 Sekunden, bis mit mir klar wird, dass wir nicht sinken oder abbrennen, sonder einfach das Seeventil für das Kühlwasser vergessen haben.

Ich stoppe erstmal den Motor.  Da man auf dem zur Zugbrücke in Wiek nie allein unterwegs ist, werden wir sofort von anderen Schiffen überholt, die unsere Rauchwolke bemerkt haben und fragen welches Problem wir haben. Da klar ist, dass die Brücke für uns ausfällt winken wir alle vorbei.

Seit der Motor aus ist, ist auch Ruhe im Schiff um einen oder auch zwei klare Gedanken zu fassen. Auf jeden Fall müssen wir zurück. Der Wind kommt aus Süd, so dass wir ihn im Kanal von der Seite haben. Wir segeln also zurück zum Startpunkt. Das ist eine Premiere: ‚Segeln auf dem Ryck‘. Nach kurzer Rücksprache per Handy mit dem Motorschlosser wissen wir, dass wir den Motor auch kurzzeitig starten können, solange es keinen Warnton gibt. Das doch schonmal was. Ich stehe dennoch unter einer Art Schock uns sehe den Motor schon als Schrott an.

Es wird ja nichts so heiß gegessen …, naja man kennt das. Als wir am Steg angelegt haben kommt der Schlosser schon mit seinem Werkzeughandwagen auf den Steg. Irgendwie meine ich eine innere Freude zu erkennen. Er meint, dass er gern auf unserem Boot arbeitet, weil er genügend Tageslicht hat und überall gut ran kommt. Lassen wir das mal so stehen. Nach wenigen Minuten sind folgende Dinge klar: Wir sind nicht die ersten, denen das passiert. Die Reparatur ist eine Routinesache. Einen Impeller (so heißt das kaputte Teil) muss man immer auf der Hand haben. Ich habe unseren Reserveimpeller nach ca. 30 Sekunden in der Werkzeugkiste gefunden. Test bestanden!

Als ich gesehen habe, was wirklich Schaden genommen hat und was alles montiert und demontiert wurde, mache ich es beim nächsten Mal gleich selbst. Es war viel Rauch um wenig, aber auf jeden Fall beeindruckend und ein klarer Beweis der These: Nur aus eigenen Erfahrungen lernt man!

Das Seeventil für das Motorkühlwasser hat sich jetzt ganz präsentiert in die Großhirnrinde eingebrannt. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Als Techniker drängt sich mir unweigerlich der Gedanke einer technischen Lösung des Problems auf. Ein elektrisches Seeventil, welches automatisch öffnet und schließt, sobald die Zündung an- oder ausgemacht wird und ein Warnton, falls das Ventil nicht öffnen sollte. Kein Problem! Kostest ca. 500,00 € plus Einbau. Ok, für das Geld kann man es auch zweimal vergessen und hat noch etwas für ein Anlegebier übrig um darüber hinweg zu kommen.