Abgeflaut

Es gibt fast nichts Schlimmeres als eine ausgewachsene Flaute. Bei zuviel Wind kann man die Segel reffen (kleiner machen) , aber wenn es keinen Wind gibt kann man garnichts machen außer Tee kochen und warten.

Jetzt hat es uns 15 Meilen vor Sassnitz erwischt. Auch wenn der Wetterbericht es schon vorhersah und wir deshalb bereits um 3:30 in Kåseberga abgelegt haben, ist es dennoch frustrierend, wenn der Wetterbericht stimmt.

Der Skipper meckert ja ständig darüber, dass die meisten Wetterberichte nicht besser als der morgendliche Kaffesatz sind. Es gibt aber eben auch Situationen wie heute, in denen es einfach anders ist. Es ist einfach kein feiner Zug, wenn die Vorhersage genau dann stimmt wenn sie falsch gewesen wäre. Ich hätte auf die falsche Prognose Rassmussen heute Abend auch einen Schluck Anlegebier ausgegeben.

Aber Hättichte sind eben keine Habichte und Erfolglose haben Gründe. Also muss unser Motor die letzten Meilen schieben.

Ich hatte ja schon so eine Vorahnung, dass man sich nicht darauf verlassen kann, dass die Windprognose falsch ist und habe vollgetankt.

Wir haben überhaupt erst dreimal Diesel nachgefüllt seit dem ich das Boot gekauft habe. Geschätzt haben wir für die bisher gefahrenen 2.200 Meilen seit dem Kauf ca. 100 Liter Diesel verbraucht.

Kurzer Abstecher nach England 

Ich war noch nicht in England, das steht noch auf der Liste, aber so stelle ich es mir dort vor.

Irgendetwas müssen die Schweden in früheren Zeiten mit den Angelsachsen gemein gehabt haben. Zumindest gibt hier in Schweden auch eine Art Stonehenge. Es heißt hier nur eben „Ales Stenar“ und wirkt doch recht beeindruckend.

Die Schafe auf die Wiesen ringsherum unterstreichen noch das Gefühl tatsächlich in England zu sein.

In ein neues Jahrzehnt

Die gesamte Fahrt ist eine Reise in ein neues Jahrzehnt, und so dreht das Wetter passend zur Lebenslage von Regen und widerlicher See auf schön, sonnig und nicht so kalt.

Leider geht unsere Reise in den kommenden Tagen zu Ende, aber es ruft nach Meer!

Zur Feier des Tages landen wir in einem lauschigen Restaurant zu einen Steak und Bier. Man wird mit dem Alter ja bescheidener, zumindest in einigen wenigen Dingen. Den Schnaps gibt es dann wieder auf dem Boot, da in Schweden der Spaß mit dem Alkohol bei 2,3 % endet, danach schmeckt dann direkt das Geld durch welches dafür verlangt wird.

Aber wir haben genügend Reserven in der Bordbar!

Bootswaschanlage

Was ist das denn? In Schweden findet man Dinge von denen man bis dahin nicht mal wusste, dass es sie überhaupt geben könnte.

Ein erstes Fragezeichen hatte ich schon im Kopf als ich die Preise der Marina laß und da noch etwas von 400 SEK für „Båttvätt“ stand. Solch eine Position hatte ich auf unserer gesamten Reise noch nicht gesehen. Ein erster Blick durch die Marina lässt mir alles klar werden. Es gibt in Hallevik tatsächlich eine Bootswaschanlage für unten rum. Hier kann man den Unterboden seines Bootes reinigen lassen.

Das muss ich unbedingt meinen Liegeplatznachbarn in Greifswald erzählen. Der hatte vor unserer Abfahrt schon den Taucher bestellt, um seinen Faltpropeller wieder frei legen zu lassen. Ich denke, der kostet sicher mehr als 400 SEK.

Insel am Ende der Schären 

Nach langem Ringen mit Wind und Welle haben nach 10 Stunden der Flaute getrotzt und 20 Meilen über den Kalmarsund auf äußerste Insel der Schären vor Karlskrona überwunden.

Da braucht man Nerven wie Drahtseile um sich demütig der Natur zu beugen und den zeitweise absoluten Stillstand auszuhalten.

Am Ende ist ein winziges Seil gerissen und wir sind mit Motorlraft in die zweitnächste Marina eingelaufen die Steuerbord zu finden war. Die erste war uns zu flach.

„Stenshamn“ ist ein nahezu winziges Eiland, das über einen schmalen Steindamm mit der größeren Insel Utlägan verbunden ist. Ein sehr schöner Flecken Erde, den man mehrmals täglich mit einem Linienschiff erreichen kann. Für Schweden ist das wie Busfahren.

Eingeweht auf Öland

Wir sind am Dienstagabend noch gut in Sandvik gelandet. Am Mittwoch ging dann ein ordentllicher Nordwind los, den wir gerade noch genutzt haben, den Kalmarsund nach Süden zu durchfahren. An der letzten Marina auf Öland in Grönhögen haben wir dann festgemacht und erstmal dem Wind für einen tag den Vortritt gelassen.

Weshalb gerade Grönhögen und nicht irgendeine andere Marina? Ganz einfach weil es laut Google in Grönhögen 200 Meter vom Hafen einen ICA-Markt gibt. Dies sind die Supermärkte, die das logistische Rückrat unserer gesamten Reise bilden. Außer einigen Tante-Emma-Läden scheint es sonst keine andere Handelskette zu geben. In diesen Märkten füllt man sich aufgrund der Enge und der Dichte an unterschiedlichen Produkten an die ehemaligen Schlecker-Märkte erinnert, nur dass es eben Lebensmittel und Haarwaschmittel in den Regalen stehen. Ich habe auf einem Meter Regallänge 120 Produkte inklusive elektronischem Preisschild gezählt, da ist die Auswahl schon eine Herausforderung für sich.

Für uns die ideale Gelegenheit, den unfreiwilligen Hafentag zum Nachfüllen unserer Vorräte zu nutzen. Hier in Grönhögen gibt es auch die Spezialität der Insel die „Ölands Kroppkakan“. Wir haben eine Packung (die in der Mitte) mitgenommen um etwas Lokales zu genießen.

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Die Blaue Jungfrau

… oder Blå Jungfrun wie die Schweden diesn Felsen mitten im Kalmarsund nennen. Ein wenig erinnert dieser Felsen an Ayers Rock in Australien, soweit ich diesen aus dem Fernsehen kenne. Eine glatte Felsenkuppe auf der Bäume wachsen. Man kann sich kaum vorstellen, wie dort ein Naturschützer je anlegen konnte. Der gesamte Felsen steht unter Naturschutz und in allen uns verfügbaren Unterlagen zu diesem Berg steht nur, dass es weitere Informationen in der Touristenauskunfgt gibt. Vermutlich wissen die Schweden selbst kaum etwas, weil dort keiner anlegen kann.

Mit dem Fernglas konnte ich auch keine Grillstelle oder ein Toilettenhäuschen ausmachen. Dies bedeutet nichts anderes als dass dieses Inselchen völlig unberührte Natur ist.

Idö – Abschied aus den mittleren Schären 

Wir sind auf Idö angekommen. Eine kleinen Schäre, die eine Art Beachbar für Västervik darstellt. Es gibt einen winzigen Hafen, aber ein Restaurant auf dem Hügel darüber, dass seines Gleichen sucht. Es gibt eindeutig mehr Tische als Liegplätze im Hafen. Ich frage mich, wie das funktioniert. Dass es funktioniert scheint klar zu sein, da einige Servicekräfte am Start sind und uns sofort fragen, ob wir reserviert hätten. Haben wir natürlich nicht, aber wir bekommen dennoch einen wunderschönen Tisch, von dem wir zumindest den Mast unseres Bootes sehen können.

Das Rästel mit dem Verhältnis zwischen Liefeplätzen im Hafen und Tischen im Restaurant klärt sich im Laufe des Abends. Der Wirt betreibt einen kleinen Shuttle-Service zu einer kleinen Insel mit Anbindung an das Festland.

Wir genießen den Abend bei lokalem Essen von der Insel (so steht es zumdindest in der Karte) und einem ersten schwedischen Bier. Unsere eigenen Biervorräte an Bord gehen nach über 4 Wochen langsam dem Ende entgegen.

Morgen verlassen wir dann die Schären entgültig nach Süden.

Halsö

eine kleine Insel an einer Stelle, an der man die Insel schon fast wieder zählen kann.

Der Wind war heute eindeutig gegen uns und so haben wir gerade 7,7 Meilen in Richtung Greifswald geschafft. Aber dafür haben wir in Fryrudden ein kleine Eispause eingelegt.

Es ist schon etwas kurios, erst fährt man stundenlang durch die Wildnis, biegt nach rechts ab und steht in einer Marin mit Tankstelle, Supermarkt, Eisbar und Restaurant. Es geht zu wie in einem Bienenschwarm. Die meisten schwedischen Boote tauchen wie aus dem Nichts auf, drehen ein bis zwei Wartrunden, tanken und verschwinden so schnell wie sie kamen.

Wir werfen unseren Heckanker an der Insel Haslö. An solch lauschigen Ort sind immer auch schwedische Ureinwohner in ihrem natürlichen Lebensraum anzutreffen.

Faszinierend sind aber die vielen unterschiedlichen Steine, die sich an den Ufer finden lassen. Dagegen ist eine Fingssammlung in der Lausitz der reinste Kindergarten.

Pirateninsel

Nach dem Industrieort Öxelsund wollen wir wieder der Zivilisation entfliehen und irgendwo in den Schären ankern. Als uns gegen 19:00 der Wind seinen bevorstehenden Feierabend ankündigt fangen wir an zu suchen.

Unsere Wahl fällt auf eine Insel mit einer eingeschlossenen Lagune und eine etwas eng aussehenden Einfahrt. Wir spekulieren darauf, dass sich andere Crews dort nicht hin wagen, weil die Einfahrt recht flach ist und nur wenige wie wir den Bsuch auf 1,20 m einziehen können.

Da unser GPS nicht ganz so schnell ist wie wir, nehmen wir im Labyrinth der Einfahrt einen kleinen Stein mit. Das Schwert schlägt kurz an und quittiert damit den kleinen Fahrfehler. Nichts passiert, die Fahrt geht einfach weiter.

Wie machen es nur die U-Boot-Fahrer? Die sehen ja auch nicht und GPS funktioniert unter Wasser vermutlich auch nicht.

Nach gelungenen Einfahrt dringen wir tiefer in die Lagune ein, die vollkommen von Felsen gesäumt ist, auf denen sich Bäume zu kleinen Gruppen zusammen gefunden haben und an einigen Stellen einen Wald bilden.

Zwischen zwei Felsen finden wir einen einsamen Ankerplatz und beschließen uns hinten mit Heckanker und vorn mit zwei Leinen an Bäumen festzulegen.

Eine wunderschöne Abendkulisse. Nur die Mücken verhindern, dass wir draußen essen können. Nach wenigen Minuten Genuss der Ruhe, der untergehenden Sonne und spiegelglatten Wassers, genießen wir den Rest des Weines unter Deck.