Schrauben bis zur letzten Minute

Aber es hat sich gelohnt. Nachdem uns der Hafenmeister in Thiessow ermutigt hat das winzige Wetterfenster zu nutzen um nach Bornholm durch zu fahren lassen wir Hugo unseren neuen Autopiloten richtige Seeluft schnuppern und auch mal ganz allein das Boot steuern.

Ich hatte ja mit vielen Fachleuten zum Thema Autopilot gesprochen und alle haben mir erklärt, wie umfangreich eine Autopilot ist. Die notwendigen Investitionssummen überschlugen sich gleichsam, so dass dieses Projekt zwar 2016 schon ganz oben auf der Liste stand aber dann jäh auf die hinteren Plätze noch hinter die Warmluftheizung zurück fiel.

Vor einigen Wochen entdeckte ich dann den Radpiloten, nachdem ich schon etwas neidisch auf die Skipper mit Pinnenpilot geschaut hatte. „Weshalb haben die einen so einfachen Pinnenpiloten und weshalb ist es mit einem Steuerrad so unendlich komplexer?“ Die Lösung war am Ende so einfach, dass man sich nur vor die eigene Stirn schlagen kann. Na klar, wenn es einen Pinnenpiloten gibt, weshalb soll es dann keinen Radpiloten geben?

Und es gibt ihn tatsächlich und jetzt auch bei uns an Bord. Nach gefühlten 10 Stunden suchen nach passenden Einbauoptionen war es geschafft. Der erste Test war jedoch fatal. Als hätte er einen zu viel getrunken, steuerte Hugo das Boot exponentiell aus dem zu haltenden Kurs. Will sagen, je weiter er vom Kurs abkam, um so stärker steuerte vom Kurs ab.

10 Minuten Grübeln, Überlegen wie alles als großer Mist wieder an den Händler zurück geht, Zweifeln an sich selbst, Verwegenen Optionen durchdenkend und letztendlich eine Lösungsoption vermutend, habe ich nochmal die Einbauanleitung gelesen. Entgegen vielen Gerüchten sind Männer dazu in der Lage, wenn Dinge nicht funktionieren.

Meine Gedanken kreisen um die Ansteuerung des Schrittmotors, den im Grund so der Gedanke dreht er ja einfach nur in die falsche Richtung. Entgegen der Anleitung entschloss ich mich also die Polung der beiden Motorkabel zu vertauschen.

Jetzt steuert Hugo unseren Stern zu neuen Horizonten und das sogar besser als ich, dass muss ich neidlos anerkennen. Seine Ausdauer bei der Arbeit ist einfach beneidenswert. Nach 10 Stunden in Richtung Rønne auf Bornholm ist er immer noch top fit.

Hugo wird hiermit offiziell zum Steuermann der Stern III befördert.